Im Herbst des Jahres 1929 wanderte Hanni Ullmann, geboren am 10. September 1908 in Posen als Hanna Risch, nach Haifa/Israel aus, um ihrem frisch angetrauten Gatten Ernst zu folgen. Nach schwierigen Jahren der Eingewöhnung - sie war damals der hebräischen Sprache noch nicht mächtig - nahm sie 1934 ihre Tätigkeit beim Kinderheim AHAWAH in Kiryat Bialik auf. 1953 absolvierte sie eine heilpädagogische Ausbildung in Zürich und blieb seither der Schweiz eng verbunden. 1974 gründete sie das Kinderheim NEVE HANNA in Kiryat Gat im Andenken an die Pädagogin Hanna Kaphan. Diesem Kinderheim widmete sie fortan bis an ihr Lebensende all ihre Kraft und ihr umfangreiches pädagogisches, erzieherisches Wissen. Hanni Ullman starb hochbetagt, im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte, am 28. September 2002.
Hanni war vorher schon im jüdischen Waisenhaus Ahawa in Berlin tätig, damals als ganz junge Frau. Weitere wichtige Anliegen von Hanni: Organisation des Kinderheimes nach familienähnlichen Wohngruppen, etwas, was damals in Israel gar nicht bekannt war. NH war Vorreiter und heute sind alle Institutionen im Land so organisiert. Darüber hinaus lag Hanni an einer wertorientierten Erziehung: Sauberkeit, Pünktlichkeit, aber vor allem Ästhetik. Dabei spielte eine Rolle, dass Armut nicht nur ein materieller Zustand ist, sondern auch eine mentale Verfassung. Man kann arm sein und dennoch ist ein Tisch sauber abgewischt, was in den Familien der Kinder nicht immer der Fall ist. Daher soll auch das etwas sein, an das sie in NH herangeführt werden. Ein ganz besonderes Anliegen von Hanni Ullmann war die Völkerverständigung. Sie suchte immer wieder Kontakt zu den Beduinen im benachbarten Rahat. Eine Beduinenfamilie hatte sie besonders ins Herz geschlossen und ermöglichte deshalb einem der Söhne der Familie ein Medizinstudium in Münster/Deutschland unter der Bedingung, dass er danach ins Dorf zurückkehre, um dort die medizinische Betreuung der Einwohner zu übernehmen. Ihr sehnlichster Wunsch war, dass sich Palästinenser und Israeli in Frieden finden würden. Leider ging dieser Wunsch zu ihren Lebzeiten nicht in Erfüllung. Was aber bleibt ist der Tageshort „Pfad des Friedens“ zur außerschulischen Förderung für beduinische Kinder aus Rahat und für jüdische Einwandererkinder aus Kiryat Gat, eine Einrichtung die allseits sehr geschätzt und anerkannt wird und in Israel Signalwirkung hatte für ähnliche Initiativen. Hanni lag nicht nur an der Völkerverständigung zwischen Juden und Arabern, sondern in Anbetracht ihres deutschen Hintergrundes förderte sie den israelisch- deutschen Dialog nach dem Holocaust. Sie gehörte zu den ersten Institutionsleitern in Israel, die 1963 die ersten deutschen Freiwilligen im Land begrüßte. Hanni Ullmann war eine begnadete "Schnorrerin". Was immer sie an Projekten mit sich trug; früher oder später generierte sie die notwendigen Mittel dafür, sei es in den USA, Deutschland oder der Schweiz. Freunde in der Schweiz waren früh das Ehepaar Jeanne und Edmond Lévy und Dr. Rudolf Grumbacher, alle in Basel (heute alle verstorben). Sie beschafften nicht unerhebliche Mittel zur Finanzierung vorerst des Betriebs des Kinderheims AHAVA und später von NEVE HANNA. Aber auch besondere Vorhaben (Bäckerei etc.) und Einzelschicksale wurden unterstützt (Studien- und Unterhaltskosten nach dem Heimaufenthalt etc.) Noch heute sind die beiden Töchter Lévy (Claudine Lévy und Maryse Neumeister) dem Werk treu verbunden. Ich war von allem Anfang an eingebunden als Mitarbeiter von Dreyfus Söhne & Cie AG, Banquiers, Basel. Anfänglich flossen die gespendeten Mittel in ein "Sonder-Konto Schweiz" des Vereins "NEVE HANNA" - Kinderhilfe e.V., Hamburg. Die Vergütungen daraus nach Israel erfolgten ursprünglich stets in enger Abstimmung mit dem Vorstand des deutschen Vereins. Am 20. Mai 2005 wurde der Verein "NEVE HANNA SCHWEIZ" gegründet. Dies wurde nötig, damit Schweizer Spenden fortan steuerabzugsfähig wurden. Gleichzeitig wurde damit auch eine gewisse Autonomie der Vergabungen aus dem Schweizer Spendenaufkommen geschaffen. Die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Verein hat dadurch aber nicht gelitten. Nach wie vor sollten gewisse Entscheidungen (Vergabungen, Veranstaltungen etc.) in Abstimmung mit den Deutschen Freunden von NEVE HANNA getroffen werden. Bereits zu Lebzeiten von Hanni Ullmann hatten wir direkte Verbindung zu NEVE HANNA, Kiryat Gat, über deren Heimleiter, zu Beginn 1974 Chanan und Batjah Guggenheim bis Ende 1981, ab da und bis heute Dudu Weger, und Noemie Pollitzer geb. Kaufmann (eine ehemalige Baslerin), die als Hannis ehrenamtliche Sekretärin fungierte. Sie wurde 2003 durch Antje Naujoks als PR-Beauftragte abgelöst. Weiterführende Literatur:
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